Lukas 17, 7-10   -   Ein Diener Gottes sein


Ein Satz, der von manchen bekannten Männern und Frauen Gottes geprägt wurde, lautet:

Christentum ist Dienerschaft.

Dies beinhaltet zunächst Dienerschaft Gott gegenüber und gleichrangig auch Dienerschaft anderen gegenüber, vgl.
Matthäus 22,35-40. Jesus selbst kam, um zu dienen. So sagt Jesus über sich selbst in Markus 10,45:
"
Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele."

Dienen tun wir alle ! Die Frage ist nur: wem und wie?

Diese Frage möchte ich hier stellen: Dienen wir uns selbst ? Oder dienen wir Jesus, unserem Erlöser ? Ich denke, daß dies wohl manchmal einer gewissen Prüfung bedarf. Denn mancher, der von anderen als ein großer Diener Gottes angesehen wird, dient vielleicht in seinem Herzen doch in erster Linie sich selbst und seinem Stolz, den er aus seiner Leistung für Gottes Reich zieht. Wie sieht das richtige Dienstverhältnis zwischen uns und Jesus aus?
- Wer dient wem?
- Wer darf Dank erwarten?
- Müssen oder dürfen wir dienen?

Die folgende Bibelstelle enthält dazu Worte Jesu gegenüber seinen Jüngern. Hier also der zentrale Text dieser Bibelarbeit,
Lukas 17,7-10:

7 Wer aber von euch, der einen Sklaven hat, der pflügt oder hütet, wird zu ihm, wenn er vom Feld hereinkommt, sagen: Komm und leg dich sogleich zu Tisch?
8 Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Richte zu, was ich zu Abend essen soll, und gürte dich und diene mir, bis ich gegessen und getrunken habe; und danach sollst du essen und trinken?
9 Dankt er etwa dem Sklaven, daß er das Befohlene getan hat? Ich meine nicht.
10 So sprecht auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.

Das sind harte Worte, nicht wahr? Darüber kann man wirklich stolpern, denn unser Verhältnis zu Gott ist ja eigentlich nicht das eines Sklaven, sondern in Jesus sind wir als Kinder Gottes angenommen und zur Freiheit berufen.
Römer 8,15: Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wieder zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!

Weil Jesus am Kreuz alles getan hat, was für unsere Errettung notwendig ist, sind wir durch den Glauben an Jesus aus Gnade erlöst. Wer an Jesus glaubt, ist errettet,
Johannes 3,36.
Weil wir also bereits aus Gnade erlöst sind und es uns nicht mehr durch gute Werke verdienen müssen (vgl.
Römer 11,6), sind wir in der Lage, Gottes Gebote aus Liebe zum Vater freiwillig zu halten weil wir es möchten, nicht weil wir es noch müßten, um errettet zu werden.

Ich denke, es geht in
Lukas 17,7-10 auch gar nicht darum, was wir sind, sondern es geht darum, mit welcher Einstellung wir unseren Dienst für Gott ansehen sollen. Wenn wir also in der Freiheit der Kinder Gottes unserem Herrn dienen - wie haben wir diese Taten anzusehen? Mit Stolz? Oder mit dem Gefühl, sich nun bei Gott besondere Verdienste erworben zu haben, die auch eine besondere Belohnung zur Folge haben werden?
Ich denke, in
Lukas 17,7-10 werden diese Fragen beantwortet

Jesu "echte Knechte" sind...
1. ... unbedient dienlich (
Lukas 17,7-8)
2. ... ungedankt dankbar (
Lukas 17,9)
3. ... unnütz nützlich (
Lukas 17,10)

Auf diese drei Punkte möchte ich nun näher eingehen:


1. Unbedient dienlich

Lukas 17,7-8: Wer aber von euch, der einen Sklaven hat, der pflügt oder hütet, wird zu ihm, wenn er vom Feld hereinkommt, sagen: Komm und leg dich sogleich zu Tisch? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Richte zu, was ich zu Abend essen soll, und gürte dich und diene mir, bis ich gegessen und getrunken habe; und danach sollst du essen und trinken?

Jesus vergleicht hier unser Verhältnis zu Ihm mit dem Verhältnis eines Sklaven zur damaligen Zeit zu seinem Herrn. Und ein Sklave dient und er wird nicht bedient - so war es üblich. Überhaupt nicht bedient! Wenn der Sklave den ganzen Tag lang auf dem Feld gepflügt oder die Schafe gehütet hat und dann abends müde und erschöpft reinkommt, sitzt sein Herr da am Tisch und wartet auf Essen und sagt: "Nun mach mir mal was zu essen." Und der Herr in diesem Gleichnis wird nicht sagen: "Nun ruhe dich erstmal aus, dusch Dich und iß erstmal ordentlich - ich habe ja Zeit."

Paulus war solch ein Knecht Jesu - er sagt das selbst von sich, vgl.
Römer 1,1. (die Worte Knecht und Sklave sind im griechischen Urtext dasselbe Wort). Und in Galater 6,17 sagt Paulus von sich: "ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leib". Malzeichen bezeichnen jemand als das Eigentum eines Herrn - es ist ein Zeichen der Leibeigenschaft.
Wo bleibt denn hier nun unsere Freiheit, zu der Jesus uns befreit hat? Vgl. dazu im selben Brief des Paulus
Galater 5,1: "Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht. Steht nun fest und laßt euch nicht wieder durch ein Joch der Sklaverei belasten!"

Jesus hat uns aus dem Joch der Sklaverei der Sünde befreit (Vgl.
Römer 6,17-23) - befreit, ja - und macht uns dennoch zu seinen Sklaven? Sklaven ja - aber freiwillige Sklaven, die aus Liebe dienen, weil sie bereits erlöst sind!
Jesus selbst gibt uns ein solches Beispiel des freiwilligen Dienens, vgl. dazu
Johannes 13,2-17. Ich bitte, diese Bibelstelle aufmerksam zu lesen:

2 Und bei einem Abendessen, als der Teufel schon dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, es ins Herz gegeben hatte, daß er ihn überliefere, 
3 steht Jesus - im Bewußtsein, daß der Vater ihm alles in die Hände gegeben und daß er von Gott ausgegangen war und zu Gott hingehe - 
4 von dem Abendessen auf und legt die Oberkleider ab; und er nahm ein leinenes Tuch und umgürtete sich.
5 Dann gießt er Wasser in das Waschbecken und fing an, die Füße der Jünger zu waschen und mit dem leinenen Tuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.
6 Er kommt nun zu Simon Petrus; der spricht zu ihm: Herr, du wäschst meine Füße?
7 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, weißt du jetzt nicht, du wirst es aber nachher verstehen.
8 Petrus spricht zu ihm: Du sollst nie und nimmer meine Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil mit mir.
9 Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, nicht meine Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt!
10 Jesus spricht zu ihm: Wer gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, sondern ist ganz rein; und ihr seid rein, aber nicht alle.
11 Denn er kannte den, der ihn überlieferte; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.
12 Als er nun ihre Füße gewaschen und seine Oberkleider genommen hatte, legte er sich wieder zu Tisch und sprach zu ihnen: Wißt ihr, was ich euch getan habe?
13 Ihr nennt mich Lehrer und Herr, und ihr sagt recht, denn ich bin es.
14 Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen.
15 Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, daß auch ihr tut, wie ich euch getan habe.  
16 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr, auch ein Gesandter nicht größer als der, der ihn gesandt hat.
17 Wenn ihr dies wißt, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut!

Eigentlich war sowieso alles, was Jesus getan hat, freiwilliger Dienst an den Menschen, vgl. dazu auch Markus 10,45.
Ein solcher Dienst aus Liebe, ohne selbst bedient zu werden, findet in der Welt wohl kaum ein Beispiel. Die Liebe Gottes verlangt jedoch nicht nach Gegenleistung - ihr Dienst bleibt "unbedient". So sollen wir auch lieben - und dienen.
Wie sieht nun unser Dienst für Jesus aus? Dienen wir Jesus, damit er uns dient? Oder dienen wir Jesus, weil wir meinen, wir müßten es? Beides ist falsch:

Unser Dienst soll aus Liebe zu Ihm sein.

Liebe zu Gott ist nicht auf Gegenleistung aus. Gott hat am Kreuz schon so viel für uns getan, was hätten wir zu verlangen? Wenn wir zusätzlich für unseren Dienst gesegnet werden, so freuen wir uns. Aber wir sind nicht darauf aus.
Daher unbedient dienlich! Der Unterschied in unserer Motivation macht aus, ob wir es als Belastung oder als Vorrecht empfinden, Jesu Leibeigene zu sein.


2. Ungedankt dankbar

Lukas 17,9: Dankt er etwa dem Sklaven, daß er das Befohlene getan hat? Ich meine nicht.

Der Herr schuldet dem Sklaven keinen besonderen Dank. Der Sklave ist einfach für seinen Herrn da. Gewiß, Jesus verspricht seinen Jüngern Lohn, vgl. Lukas 6,35: Doch liebt eure Feinde, und tut Gutes, und leiht, ohne etwas wieder zu erhoffen! Und euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.

Natürlich ist Gott gütig und voller Gnade - mehr als wir es meinen - und unser Hirte wird es uns an nichts mangeln lassen , Psalm 23,1; Philipper 4,19. Aber wir haben keinen ANSPRUCH, auf den wir pochen könnten, wenn es mal eine Durststrecke gibt.
Denn es bleibt bei diesem Vergleich Jesu mit dem Sklaven, was uns als seine Jünger betrifft:
Wir sind sein Eigentum, wir gehören uns nicht selbst!

Keiner würde sich bei seinen Beinen bedanken, die ihn irgendwo hintragen. Sie sind Teil des eigenen Leibes. So auch Jesu Jünger - denn wir sind der Leib Jesu. Wir sind Sein Leib und wenn Er sagt "Geh dorthin", dann gehen wir.
Allerdings sind wir nicht nur seine Sklaven, sondern auch seine Kinder und Erben.
So wird unser Lohn bei Jesus (sein "Dank") umso größer, desto unverhoffter er ist. Für jetzt möchte Jesus aber, daß wir ihm so dienen, ohne Anspruch auf Lohn anzumelden und wegen jeder Kleinigkeit besonderen Dank zu erwarten. Er selbst hat uns auf diese Weise gedient.


3. Unnütz nützlich

Lukas 17,10: So sprecht auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.

Wie kann es sein, daß der Sklave, der all das getan hat, was er tun sollte, "unnütz" ist? Hier riskiert Jesus ein großes Mißverständnis:
Entweder Jesus meint dies als eine gewaltige Demütigung ("unnütz" trotz getaner Arbeit zu sein) oder als Schlüssel, der uns Gottes besondere Gnade vor Augen führt. In
Lukas 17,7-9 war die ganze Zeit von Gottes Souveränität die Rede - davon, daß Gott eigentlich ein Recht hat, uns als seine Knechte zu befehlen. Aber in Lukas 17,10 ist im Grunde von Gottes Gnade die Rede: Denn wir sollen nicht annehmen, daß wir Gott WEGEN unseres Dienstes und unserer guten Taten gefallen - Gottes Liebe ist immer nur Gnade, vgl. 5.Mose 7,6-8

Unser Dienst ist genau so, wie wenn ein kleiner Junge seinem Papa dabei hilft, das Auto zu waschen: "Papa, ich möchte auch mal den Schlauch halten". Und das Wasser spritzt dabei überall hin. Er ist nicht gerade sehr nützlich dabei; er verschwendet Wasser. Wenn wir in Gottes Werk arbeiten, erscheinen wir vielleicht ähnlich in Gottes Augen - wir verschwenden Wasser, sogar Wasser des Lebens (
Johannes 4,13-14; Offenbarung 22,17). Und wir tun ganz bestimmt nicht immer genau das, was Gott tun würde. Aber dennoch sind wir Gottes Kinder und werden nützlich. Und auch der kleinen Junge kann hinterher stolz sagen: "Wir haben das Auto gewaschen!" Naja.......Gott gönnt uns das.

Es gibt so viele Beispiele in der Bibel, wo Menschen unnütze Dinge getan haben - und gerade deswegen "nützlich / brauchbar" wurden für Gott.
Gott braucht unser Tun eigentlich überhaupt nicht. Gott brauchte Mose nicht, als er die Hände erhoben hat, um gegen die Amalekiter zu kämpfen (
2.Mose 17,11-12). Ob die Hände Moses nun oben oder unten waren - das war nicht notwendig für Gott, um Israel den Sieg zu geben. Und dennoch hat Mose es im Glauben getan - es war entscheidend, aber doch scheinbar unnütz.
Auch als Naaman sich siebenmal im Jordan wusch, hat Gott das nicht gebraucht, um diesen Mann vom Aussatz gesund zu machen. (vgl.
2.Könige 5,14). Auch hier eine scheinbar unnütze Handlung - aber auch eine Glaubenshandlung, die diesen Mann brauchbar machte für Gott.
Ein anderes Beispiel ist die Eroberung Jerichos durch Israel (
Josua 6,2-5). Israel sollte sechsmal schweigend um die Stadt ziehen und am siebten Tag in die Posaunen blasen. Das ganze ist nicht eben das, was man als nützlich ansieht, um eine Stadt zu erobern. Aber Israel tat es im Glauben - und wurde dadurch brauchbar für Gott.
Genauso ist auch die Opfergabe der Witwe (
Markus 12,41-44) etwas, das eigentlich unnütz war. Was hilft ein einzelner Pfennig im Opferkasten, wenn "viele Reiche viel einlegten"? (Markus 12,41)
Menschlich gesehen nicht viel, doch in Jesu Augen war die Gabe der Witwe wichtiger, weil es alles war, was sie geben konnte. Unnütz nützlich für Gott.

Bitte vergleiche dazu
1.Korinther 1,25-29:
25 Denn das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen.
26 Denn seht, eure Berufung, Brüder, daß es nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Edle sind;  
27 sondern das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit er das Starke zuschanden mache.
28 Und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt, das, was nicht ist, damit er das, was ist, zunichte mache,
29 daß sich vor Gott kein Fleisch rühme.

Ich denke, daß in diesem Sinne auch Lukas 17,10 zu verstehen ist: So sprecht auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.
Vgl. dazu auch Psalm 51,17: Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.
Wir sind in Gottes Augen brauchbar, wenn wir unbrauchbar sind. Wenn wir jedoch meinen, Gott einen große Dienst zu erweisen, dann sind wir tatsächlich unbrauchbar für Gott.
Gott erwartet nicht viel von uns. Er erwartet nur, daß wir Gefäße sind, bereit für Gott, von Ihm zu füllen. Auch wenn wir tatsächlich Großes für Gott zu leisten meinen - Gott gegenüber müssen wir in unserem Herzen sagen: "Eigentlich brauchtest Du uns gar nicht - aber danke, daß Du uns mit einbezogen hast."


4. Zusammenfassung

Gott will uns in seinen Dienst einbeziehen und das einzige, was Er dazu braucht, ist unsere "Unbrauchbarkeit". Diese Gesinnung möchte Jesus hier in uns wecken:

Unbedient dienlich - Dienst, ohne sich selbst bedienen zu lassen
- die Selbstverständlichkeit des Dienens.
Unbedankt dankbar - Dienst, ohne selbst Dank zu erwarten
- die Bedingungslosigkeit des Dienens.
Unnütz nützlich Dienst, ohne sich selbst als nützlich anzusehen
- die Demut des Dienens.

Gott kann auch ohne uns - aber Er will nicht! Welch eine Gnade!


Matthias & Ingmar



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