Matthäus 22,1-14 : Das Gleichnis vom Hochzeitsmahl


Jesus erzählt dieses Gleichnis im Anschluß an die beiden Gleichnisse vom Weinberg  Matthäus 21,28-46. Ein ähnliches Gleichnis findet sich auch an anderer Stelle, vgl. (Lukas 14,15-24).

Hier erstmal der Text von
Matthäus 22,1-14:

1 Und Jesus begann und redete wieder in Gleichnissen zu ihnen und sprach:
2 Mit dem Reich der Himmel ist es wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit bereitete.  
3 Und er sandte seine Knechte aus, um die Eingeladenen zur Hochzeit zu rufen; und sie wollten nicht kommen. 
4 Wiederum sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Eingeladenen: Siehe, mein Mahl habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh sind geschlachtet, und alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit! 
5 Sie aber kümmerten sich nicht darum und gingen weg, der eine auf seinen Acker, der andere an seinen Handel.  
6 Die übrigen aber ergriffen seine Knechte, mißhandelten und töteten sie.
7 Der König aber wurde zornig und sandte seine Truppen aus, brachte jene Mörder um und steckte ihre Stadt in Brand.
8 Dann sagt er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Eingeladenen waren nicht würdig.
9 So geht nun hin auf die Kreuzwege der Landstraßen, und so viele immer ihr finden werdet, ladet zur Hochzeit ein.
10 Und jene Knechte gingen aus auf die Landstraßen und brachten alle zusammen, so viele sie fanden, Böse wie Gute. Und der Hochzeitssaal wurde voll von Gästen.
11 Als aber der König hereinkam, die Gäste zu besehen, sah er dort einen Menschen, der nicht mit einem Hochzeitskleid bekleidet war.
12 Und er spricht zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen, da du kein Hochzeitskleid hast? Er aber verstummte.
13 Da sprach der König zu den Dienern: Bindet ihm Füße und Hände, und werft ihn hinaus in die äußere Finsternis: da wird das Weinen und das Zähneknirschen sein.
14 Denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte.

In diesem Gleichnis findet sich wieder die Symbolik der Hochzeit, die auch im Gleichnis von den zehn Jungfrauen (Matthäus 25,1-13) vorhanden ist (vgl. meine Bibelarbeit dazu) und an vielen Stellen der Bibel als Bild auf die Vereinigung Jesu mit Seiner Gemeinde auftaucht (z.B.  Lukas 12,36; Johannes 3,29; Offenbarung 19,7; 21,2 und 21,9). Die Wiederkunft Jesu wird dabei mit einer Hochzeit verglichen. Der Bräutigamist Jesus, nämlich der "Sohn", dem der König die Hochzeit bereitet (Matthäus 22,2). Der König ist daher in diesem Bild der Vater im Himmel, der dem Sohn Gottes die Gemeinde zur Braut gibt (vgl. Johannes 17,24-26) und zuvor die Gäste durch seine Boten einlädt.
Das Bild des Hochzeitsmahls ist eine gute Beschreibung der Festfreude, wie sie für das Reich der Himmel charakteristisch sein wird (vgl. insb.
Offbarung 19,7). Es ist die Hochzeit des Königssohns, der Jesus ist: Der Sohn Gottes, des Königs der Könige. Der König will ihn ehren (Philipper 2,6-9), denn der König liebt ihn (Matthäus 3,17; Matthäus 17,5; Markus 12,6; Lukas 20,13; Johannes 3,35; Johannes 5,20; Johannes 10,17; Johannes 15,9; Johannes 17,23-24; Epheser 1,6; Kolosser 1,13). Und Er, der einzig Gerechte, ist das große Fest auch wert (1.Korinther 15,3-4; 2.Korinther 5,21; Hebräer 3,3; 1.Petrus 3,18; Offenbarung 5,12).

Im ersten Teil des Gleichnisses, den Versen
Matthäus 22,1-10, findet sich dasselbe Motiv wie auch im Gleichnis vom Gastmahl (Lukas 14,15-24). Die zuerst Geladenen kommen nicht. Daraufhin lädt der Gastgeber die zunächst nicht mit einer Einladung bedachten ein, die aber bereit sind, zu kommen.

Die zuerst Geladenen sind das Volk Israel, dem Gott sein Wort zuerst offenbart hat. In dem Gleichnis, das an die Pharisäer gerichtet ist, wird gezeigt, wie das zunächst bevorzugte Israel - die zuerst Geladenen - an die Seite gesetzt wird und die verachteten Nationen an Israels Stelle am Tisch Platz nehmen.
Hier wird man leicht Opfer eines Mißverständnisses: Israel bleibt Gottes geliebtes Volk und die Verheißungen für Israel gelten weiter, was spätestens die in der Bibel vorhergesagte Neugründung des Staates Israel 1948 zeigt. Daß Gott sein Volk nicht verworfen hat, wird ausdrücklich gesagt in
Römer 11,1-29. Und in Römer 3,3 heißt es treffend über Israel: “ Wenn einige von ihnen untreu waren, wird etwa ihre Untreue die Treue Gottes aufheben?”

Nein, Gott ist treu. Und Seine Treue und besondere Liebe gilt Israel.

Die Einladung erfolgt in zwei Stufen. In
Matthäus.22,3 erhielten die Gäste eine einfache Einladung, die glatt abgelehnt wird. Dies zeigt Johannes den Täufer und den Dienst Jesu und seiner Jünger, die freundlich zur bevorstehenden Hochzeit des Lammes einladen. Aber das Volk weigerte sich, diese Einladung anzunehmen. Die Worte "sie wollten nicht kommen" erreichen bei der Kreuzigung ihren Höhepunkt.
Dann folgt die zweite Einladung (
Matthäus 22,4-6), daß das Fest bereitet sei. Einige lehnten die Einladung verächtlich ab, andere wurden sogar gewalttätig, denn sie "mißhandelten und töteten die Knechte". Dies bezeichnet die erneute Verkündigung des Evangeliums durch die Apostel, die ja zunächst ebenfalls in erster Linie an die Juden gerichtet war. Auch Paulus orientierte sich zunächst vorrangig an den jüdischen Synagogen - erst mit der Zeit wandte er sich voll den Nationen zu, vgl. Apostelgeschichte 13,44-49. Die meisten Juden behandelten diese Botschaft mit Verachtung, andere wendeten gegen die Boten Gewalt an, wodurch die meisten Apostel zu Märtyrern wurden.

Daraufhin wurde der König so zornig, daß er "jene Mörder" umbrachte und ihre Stadt verbrannte. Wie lang bis dahin die Langmut dieses Königs gedauert hat, hat Jesus im vorigen Gleichnis (
Matthäus 21,33-40). Doch dann irgendwann zerriß der König sozusagen die Gästeliste und lud nun alle ein, die gerne kommen wollten. Gemeint ist die von Jesus angekündigte (z.B. Matthäus 23,37-24,2) Zerstörung Jerusalems durch die römischen Truppen im Jahr 70 n.Chr., wobei ein großer Teil des jüdischen Volkes umgebracht und der Rest in alle Welt verstreut wurde. Die römischen Truppen des Titus, die Jerusalem zerstörten, werden im Gleichnis "seine Truppen" genannt. Gott gebraucht selbst solche Menschen als Werkzeug, die von seinen Entscheidungen gar nichts wissen. In Matthäus 22,8-10 wird dann das Evangelium den Heiden gepredigt und diese werden zum Hochzeitsmahl Gottes eingeladen (Apostelgeschichte 13,45-46; 28,28) und zwar sowohl die schlechten als auch die guten - die Werke sind nicht mehr das entscheidende Kriterium, sondern der Glaube an Jesus, vgl. 1.Korinther 3,15; Römer 3,10-25.

Der letzte Teil des Gleichnisses (
Matthäus 22,11-13) befaßt sich dann mit der Frage des Hochzeitskleides.
Zum Verständnis dieser Passage sollte man wissen, daß bei jüdischen Hochzeiten zur Zeit Jesu die Gäste ihre Kleider nicht etwa mitbrachten, sondern am Eingang vom Brautpaar gestellt bekamen - die Gäste sahen also hinterher alle gleich angezogen aus. Das ist für uns eine etwas merkwürdige Vorstellung, die aber ganz erheblich zum Verständnis hilft: Die hochzeitlichen Kleider der Gäste sind bereits als ein Ausdruck göttlicher Gnade bereitgestellt:
Titus 2,11; Titus 3,5; Epheser 2,8-9 und alle Gäste der Hochzeit erhalten sie durch den Glauben an Jesus - es ist die Bekehrung, die Neugeburt im Sinne von Johannes 3,5-21; Titus 3,5.

Unter den Gästen war aber einer, der kein solches Hochzeitskleid anhatte. Als er wegen seines unpassenden Gewandes zur Rede gestellt wurde, war er sprachlos.

Das Hochzeitsgewand ist die Heiligkeit, die durch Neugeburt erlangt wird und unsere Sünde bedeckt. Dies ist eine völlig gängige Symbolik der Bibel, die auch an vielen anderen Stellen auftaucht.

Dasselbe Bild der Gerechtigkeit als einer Bekleidung findet sich in
Epheser 6,14; 1.Thessalonicher 5,8, Offenbarung 3,18; Offenbarung 7,9; Offenbarung 19,14; 2.Korinther 5,2 ff. Zitieren möchte ich beispielhaft für die vorstehend genannten Stellen Offenbarung 3,5:
”Wer überwindet, der wird so mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen aus dem Buch des Lebens nicht auslöschen und seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.”

Das Gewand, was durch die Bekehrung verliehen wird ist, ist die Gerechtigkeit, die unsere Sünde bedeckt und uns rein macht für die Hochzeit des Lammes.

Der Mann ohne Hochzeitskleid ist also einer, der zwar bekennt, für das Reich Gottes bereit zu sein, der aber nie mit der Gerechtigkeit Gottes bekleidet worden ist. Es gibt keine Ausrede für diesen Mann - ohne Jesus ist er sprachlos, als nach seinem Recht gefragt wird, in das Reich zu kommen (vgl.
Römer 3,19).
Er ist nicht in Jesus wiedergeboren, sondern nur dem Namen nach Christ. Demzufolge hat er auch kein Gewand, welches seine Sünde bedeckt und deshalb wird er schließlich rausgeschmissen. Sein Schicksal ist die "
äußere Finsternis, wo das Weinen und Zähneknirschen ist." Dies ist natürlich ein Bild auf die Hölle.

Matthäus 22,14: Denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte.

Dies ist sozusagen das Schlußwort Jesu für das ganze Gleichnis. "Viele sind Berufene" - d.h. die Botschaft des Evangeliums erreicht viele Menschen. "wenige aber Auserwählte" - Die meisten lehnen die Einladung zum Hochzeitsmahl des Lammes ab und selbst bei denen, die die Einladung annehmen, sind einige, die nur fälschlich bekennen.
Alle sind aufgerufen, das Hochzeitsmahl zu feiern, aber nicht alle wollen dem Gastgeber hinsichtlich des passenden Hochzeitskleides vertrauen.

Gott segne Dich in Seiner Gnade!
Ingmar


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